Unsere THV-Geschichten...
4. Mai 2012
25. April 2012
Mein Geschwindigkeitshuhn
Wenn sie keine Rennen mehr gehen wollen, dann werden sie sehr pferdegerecht auf Freizeitpferde umgeschult und anschließend in gute Hände verkauft. Und genauso kam Speed zu mir. Es war Liebe auf den ersten Blick (zumindest meinerseits), aber da stand er noch nicht zum Verkauf, sondern war grade erst bei unserem Bekannten eingezogen. Aber schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass dieser Wallach nicht mehr im Rennsport eingesetzt werden sollte. Und so kam er dann doch zu mir als Freizeitreitpferd.
Er ist ultra sensibel und wahnsinnig misstrauisch gegenüber Tierärzten. Eine Ärztin, die ihm am Hals eine Injektion geben musste und ihm dazu das Fell rasierte meinte, sie hätte noch nie in ihrem Leben so viele alte Einstichstellen an einem Pferd gesehen…
Alleine der erste Galoppsprung den er ohne Angst und Schweißausbruch gemacht hat, der hat glaube ich drei Jahre auf sich warten lassen. Denn Traber werden aufs härteste bestraft wenn sie angaloppieren.
Ich stand neben Speed und hielt ihn ruhig am Zügel. Da legte er sein Maul auf meine Schulter und schnaufte ebenso wie wir tief durch. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er die Augen fast komplett schloss und ich hätte fast losgeheult weil ich von seiner Feinfühligkeit so berührt war. Er versuchte mit allen Mitteln, das Kind zu beruhigen (und wär dabei glaub ich fast selbst eingeschlafen). Es fehlte nur noch ein tiefes OMMMMMM aus seinem Maul...
Es kostete mich unzählige Stunden, ja eigentlich viele Jahre, viele Rückschritte aber auch immer wieder Fortschritte um diese Schandtaten die an Speed begangen wurden wieder gut zu machen und ihm zu zeigen, dass Menschen auch Freunde sein können mit denen man zusammenarbeiten kann, die ihn respektieren und bei denen er trotzdem Pferd sein kann. Ich nehme mir gerne die Zeit dafür, denn ich muss niemandem etwas beweisen, mein Pferd muss keine Höchstleistungen mehr erbringen und es muss sich auch nichts „rechnen“!
8. März 2012
5. Juli 2011 .....
geliebten Hund schreiben.
"Gestern am frühen Abend hat uns unser geliebter Hund Hilde verlassen! Sie hatte wohl plötzlich den Einfall, mich gegen den vorbei fahrenden ICE verteidigen zu müssen, riss sich los und rannte direkt auf den Bahnübergang zu. Anscheinend konnte sie nicht mehr rechtzeitig abbremsen und wurde mitgerissen. Das letzte, was sie gehört haben muss, waren meine Rufe nach ihr. Als der Zug weg war, rief ich immer noch, pfiff wie immer, und schaute ich mich um. Erst als sie nicht angerannt kam, suchte ich und fand sie schließlich 20 Meter weiter auf den Gleisen.
Liebe Hildegard! So war das nicht ausgemacht! Der ursprüngliche Plan war, dass wir Dich retten, von der Straße, wo Dich liebenswürdige Menschen aufgelesen hatten, die genau jemanden wie uns für Dich gesucht hatten. Trotz der erbärmlichen Lebensumstände, die Du ertragen musstest, hast Du von Anfang an ein unglaublich liebenswürdiges Wesen an den Tag gelegt. Ich hatte Dich im Internet gefunden und schon auf dem Bild war es Liebe auf den ersten Blick. Dann bekamen wir Dich auf einer Autobahnraststätte übergeben. Einen dünnen kleinen schmalen unsicheren Hund. Natürlich musstest Du Dich an mich gewöhnen, ich mich auch an Dich. Aber nach den ersten 2 Wochen fassten wir beide Vertrauen und ab diesem Zeitpunkt waren wir unzertrennlich.
Du kamst in der letzten Aprilwoche 2009 zu uns und hast sofort täglich Sonne in mein Leben gebracht. Deswegen waren wir bis gestern auch nur genau 10 Tage getrennt - und an jedem hast Du mir gefehlt. Täglich hast Du mir Freude bereitet und Deine Zuneigung gezeigt. Hauptsache, Du durftest bei mir sein, ob Sport, Autofahren oder nur Supermarkt und Hauptsache, Du wurdest oft und viel gestreichelt. Nach den Jahren auf der Straße war der „Streicheltank“ wohl nie mehr ganz zu füllen, und ich hab mich echt angestrengt - Dir wurde es nie zuviel. Der Plan war, Dich zu retten, aber ganz ehrlich gesagt, warst Du es, die mich gerettet hat in den letzten beiden Jahren. So war es ausgeglichen, Du hattest ein Hundeparadies und 100% Liebe und ich wurde unendlich belohnt.
Nachdem ich mich dummerweise mit Lügnern und Betrügern eingelassen hatte, lernte ich durch Dich jeden Tag, dass es auch gute Dinge im Leben gibt. Und Du hast alleine instinktiv bemerkt, dass mit diesen Menschen etwas nicht stimmt und sie gemieden. Für mich leider zu spät, aber ich habe von Dir gelernt.
Kleine Hilde: Du wirst mir so fehlen. Der Deal war eigentlich, dass ich Dir dafür versprochen hatte, auf Dich die nächsten 10 oder 12 Jahre, je nachdem, gut aufzupassen bis Du ganz alt und schwach sein würdest. Und dass Du dann nach einem glücklichen Hundeleben einfach einschläfst bei uns. Am besten unterm Rosenstrauch, Deinem Lieblingsplatz im Garten. Auch das hätte uns das Herz gebrochen, aber mit mehr Vorbereitung und vor allem mit der Gewissheit, dass Du ein schönes Leben bei uns gehabt hattest. So war es leider viel zu kurz.Heute früh ohne Dein Hundetrippeln auf dem Boden war grausam. Mein lieber kleiner Hund - wir werden Dich mit Sicherheit nie vergessen!"
Wie nach jedem schweren Verlust fragt man sich nach dem Warum. Heute verstehe ich es vielleicht besser als damals.
Diese Geschichte wurde eingeschickt von Roland Hötzinger, THV-Team
22. Februar 2012
Autopista C16
Die letzten Kilometer vom Treffpunkt mit der Präsidentin des Vereins bis zur Auffangstation brachten wir auf einem grobsteinigen, mit Fahrrinnen und Schlaglöchern übersäten Feldweg hinter uns, der uns auf eine Lichtung führte, auf der die Station lag.
Meine Reise in die Welt der nicht vergessenen Tiere begann.
Die Auffangstation von El Molí gehörte zu den kleineren ihrer Sorte. Sie bestand aus einem Haus, in dem drei Katzenzimmer und die Versorgungsstationen untergebracht waren. Auf dem Außengelände befanden sich die Hundegehege. Außer auf diesem Gelände waren auch auf dem Privatgrundstück der Präsidentin des Vereins Hunde und Katzen untergebracht, das ein paar Kilometer weiter außerhalb von Terrassa lag. Außerdem betreuten die Mitarbeiter viele kleine Kolonien von freilebenden Katzen und Hunden.
In den paar wenigen Tagen, die ich mit den Mitarbeitern und in der Auffangstation verbrachte, tat ich das, was die Mitarbeiter tagein tagaus in ihrer Freizeit für die Tiere tun. Ich half mit beim Saubermachen der Katzenzimmer, bei der Futterverteilung, beim Gassigehen, beim Reinigen der Außengehege und habe Hund und Katz zum Tierarzt begleitet. Ich habe die Tiere auf dem Gelände der Präsidentin besucht und ich habe mich viel mit den Mitarbeiterinnen unterhalten. Und weil ich Gast war, hatte ich das Privileg, mir ein paar Momente mehr Zeit nehmen zu können, um jedes einzelne Tier zu streicheln, mit ihnen zu sprechen und ein bisschen zu spielen.
Ich erfuhr viel über die alltäglichen Umstände und Probleme, über tägliche Diskussionen mit dem zuständigen Rathaus, über Gesetzesänderungen, Auflagen und Verbote, und war mittendrin in tränenreichen Momenten, als zum Beispiel die reservierte Katze Selina bei der Vorbereitung zur Ausreise nach Deutschland nicht mehr aus der Narkose aufwachen wollte. Aber es gab auch lustige Geschichten über drollige Tiere und Situationen mit ihnen und über Momente und Erlebnisse, die Augen zum Strahlen brachten.
Es gab Momente, da wollte ich mein Leben in Deutschland aufgeben und diesen Aufgaben in Spanien widmen. Es gab aber auch Momente, da wusste ich, dass ich auf Dauer daran kaputt gehen würde. Ich habe in den 4 Wochen Urlaub noch viele Orte in Spanien besucht, aber in jedem Moment waren die Tage in Terrassa in meinen Gedanken. Ich habe meine Restspanien-Tour früher beendet, um auf der Rückreise noch einmal Zeit mit diesen Menschen und Tieren zu verbringen.
Es waren insgesamt nur ein paar Tage, die ich in der Auffangstation verbrachte, aber diese paar Tage waren so voll, dass es mir vorkam, als wären Wochen vergangen. Und, diese Tage und Erlebnisse begleiten mich seither.
Ich habe viel mit nach Deutschland genommen. Das Fass ohne Boden, den Tropfen auf dem heißen Stein, jedes Augenpaar der Tiere, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Liebe, Hass….
Sylvia schreibt „Wer sich für Tiere einsetzt, darf kein Feigling sein“. Das stimmt. Ich dachte damals, ich bin ein Feigling, weil ich den endgültigen Schritt nach Spanien nie gegangen bin. Ich dachte, ich müsste die gesamte Tierwelt retten und würde daran zerbrechen, weil ich das nicht kann. Meine Bewunderung ging und geht heute noch an diejenigen Menschen, die so einen Schritt gegangen sind, egal in welchem Land, egal für welche Situation.
Manchmal bin ich auch heute noch ein Feigling, aber ich habe einen Kompromiss mit mir geschlossen. Es hat ganze 5 Jahre gedauert, bis ich für mich die Lösung gefunden habe, die mir hilft, zu helfen und dabei glücklich zu sein, denn ich kann nicht alle Tiere dieser Welt retten, aber sicher die ganze Welt eines einzelnen Tieres.
Und so habe ich mich Mitte 2011 bei der Tierhilfe-Verbindet für Vor- und Nachkontrollen von Katzen und für einige andere Tätigkeiten beworben, bin Patin vom Hundemädchen Mathilde und vom Projekt „Leuchtende Katzenaugen“ geworden und wachse und lerne und kann endlich ein bisschen was zu dieser besonderen Welt beitragen.
Ich habe noch mehr von dieser Reise mit nach Deutschland genommen. Meinen kleinen roten Kater Luke, der bei seiner Geburt Herpes im linken Auge hatte und dem ein chronischer Schnupfen geblieben ist. Deswegen wurde er schon bei der Geburt von seiner Mutter verstoßen und in den ersten Wochen mit der Flasche aufgepäppelt.
Es hieß, in Spanien wird er keine Chance auf ein liebevolles Zuhause bekommen, in Ordnung, dann gebe ich ihm eine. Die Heimreise war für den kleinen Mann und mich sehr spannend und wir waren 23 Stunden am Stück unterwegs. Aber das….ist eine andere Geschichte.
Diese Geschichte wurde eingeschickt von Cornelia Kranz, THV-Team
15. Februar 2012
Lori – Das scheue Rehlein mit dem Terrier im Blut...
Angefangen hat alles mit meinen Auszug von Zuhause - im November 2006. Endlich konnte ich mir meinen lang ersehnten Wunsch nach einem eigenen Hund erfüllen! Mit einem Hund daheim bei meinen Eltern war mein Vater damals nicht einverstanden, aber während meiner Arbeitszeit durfte ich dann gnädiger Weise doch ein Hündchen „unterstellen“. ;-)
So zog Felix, meine Miniatur-Ausgabe von Richard Gere, aus dem Tierheim München-Riem bei uns ein. Er war sicherlich nicht der als Anfängerhund ausgeschriebene Hund, aber man ist ja erfinderisch, nimmt sich der Probleme an und meistert alles mit der Zeit.
Vier Jahre lang hatten wir Felix nun, als es mich 2010 wieder so komisch in den Fingern juckte. ;-) Schon seit einiger Zeit hatte ich neugierig die immer häufiger zu sehenden Mehrhundehalter beobachtet. Mir gefiel das Untereinander zwischen den Hunden, das Zusammengehörigkeits-gefühl.
Schließlich erwischte ich mich immer öfter auf diversen Tierschutz-Seiten bis ich dann sie entdeckte: Lori! Genau mein Beuteschema. Ein Terrier. Und ein „Handicap“: Angsthund!
Da war das Interesse in mir geweckt, ich wollte Lori unbedingt kennenlernen und versuchen ihr zu helfen. Mit meinem inzwischen schon etwas gesetzterem Rüden wollte ich ihr einen starken Mann an die Seite geben und an ihrer Angst arbeiten.
Das Kennenlernen fand noch am selben Tag statt. Lori sprang aus dem Auto der Pflegestelle raus und war auch gleich wieder unter diesem verschwunden. Ups..jaaa, sie hatte wirklich Angst!
Ich merkte, dass es keinen Sinn machen würde, zu versuchen sich gleich mit ihr anzufreunden. Deshalb gingen wir einfach mal so los…den Waldweg entlang…
Die Hunde untereinander verhielten sich neutral und ich lies Lori immer wieder mal ein Leckerchen fallen, das sie sich dann heimlich holte. Ein Rückblick zuviel und sie verschwand gleich wieder hinter ihrem Pflegefrauchen.
Die meisten hätten sich wahrscheinlich von diesem Verhalten abschrecken lassen. Es war keine Scheu, bei der man mit ein bisschen Bestechung nach kurzer Zeit zu dem Hund durchdringen kann…nein, alles würde ein lebenslanger Lernvorgang für uns werden.
Aber gut, wir sollten nach Rücksprache mit der Pflegestelle doch eine Nacht darüber schlafen…uns innerhalb der Familie austauschen, ob wir uns in dieses Abenteuer stürzen wollen. Und ja wir wollten! Ich brauchte keine Nacht, der Entschluss stand fest, Lori sollte kommen! Unbedingt!
Gesagt, getan, Fragebögen wurden ausgefüllt, die Platzkontrolle durchgeführt und schon am zweiten Tag nach unserem Kennenlern-Date durfte ich Lori abholen. Für die erste Woche hatte ich Urlaub genommen um Lori langsam an ihren Alltag heranführen zu können. Dazu gehören auch täglich kurze Besuche bei meinen Eltern. Schließlich würde sie dort zusammen mit Felix täglich einige Stunden verbringen.
Lori und ich wuchsen sehr schnell zusammen, das Vertrauen wurde mehr und mehr gefestigt. Besonders das gemeinsame Kuscheln in der Nacht tat uns beiden unwahrscheinlich gut. Die täglichen Spaziergänge waren nicht leicht für uns, Lori hatte vor allem und jedem Angst, aber man freute sich über jeden noch so kleinen Fortschritt dieser zarten Hündin. Sie werden überrascht sein über was für noch so minimale Kleinigkeiten man sich freuen kann!
Als zusätzliche Hilfe holten wir uns eine Hundetrainerin ins Haus. Ach was erzähl ich, ich glaube es ist inzwischen die 4te und bisher beste und hoffentlich auch letzte Trainerin ;-) Sie hat Lori eine ganz tolle Möglichkeit verschafft mit fremden Menschen eine positive Verknüpfung herzustellen: Mantrailing. Lori lernt hierbei eine ihr fremde Person kennen und muss diese dann suchen. Das ist ihre Aufgabe! Natürlich möchte sie vorrangig die Käse-Box finden, die die Person mit auf ihren Weg genommen hat, aber egal, Lori erledigt ihren Job mit vollem Eifer. Nach und nach können wir den Schwierigkeitsgrad steigern und zum Beispiel auch in ruhigen Straßen auf Suche gehen. Sie ist voll und ganz dabei und hat massig Spaß! Und das ist das größte Geschenk! Diese Freude, diese Motivation miterleben zu dürfen! Von einem Hund der nichts mehr dieser Menschenwelt zu tun haben wollte. Einfach klasse!
Ich liebe diesen Hund über alles und würde diesen schweren Weg immer wieder gehen und er ist ja auch noch lange nicht zu Ende! Lori und ich haben noch viel, viel vor uns! Und wie es nunmal so ist, unverhofft kommt oft…“Hund 3“ ist inzwischen auch noch eingezogen. ;-)
Diese Geschichte wurde eingeschickt von Andrea Schell, THV-Team